Historie

Hier können sie etwas mehr über die Figur des "Kueseckel" und unsere Kueseckel-Musik erfahren.

Kueseckel (alem.), der; -s, -: 1. Das Wort "Kueseckel" is als Spottwort auf der Baar um Donaueschingen herum seit alter Zeit geläufig. Die Donaueschinger werden "Kueseckel" genannt und wohnen am Fuße des Schellenbergs. Im alemannischen Taschenwörterbuch für Baden von Hubert Baum ist folgendes zu lesen: "(Ver-)Kueseckeln = einem zum Narren haben". Folglich ist einer, der den anderen zum Narren hält, ein "Kueseckel". Demnach sind die Donaueschinger "Kueseckel" also Narren! Das Wort "Kueseckel" ist im Raum Donaueschingen somit kein Schimpfwort, sondern ganz im Gegenteil!
2. Biologisch gesehen stellt der "Kueseckel" schlicht eine Unmöglichkeit dar. Denn eine Kuh hat keinen S....l (ist immer weiblich)
3. Seit 1951 ist der "Kueseckel" außerdem eine Narrenfigur innerhalb der Narrenzunft Frohsinn Donaueschingen 1853. Der "Kueseckel" trägt die Hanselhose, einen blauen Fuhrmannskittel, ein rotes Halstuch, weiße Handschuhe und eine weiße Zipfelmütze. Als Narrenattribut führt er eine Kuhgeißel mit einer aufgeblasenen Schweinsblase mit sich. Zur Maskierung trägt er eine rote Pappnase.
4. Im Jahre 1982 formierten sich aus einer Fasnetlaune heraus die Mitglieder der Tanzkapelle Riverside der Stadtkapelle Donaueschingen nach ihrem Auftritt beim traditionellen Kinderball der Narrenzunft zur Kueseckel-Musik. Seither zieht die Kueseckel-Musik an der Fasnet durch die Strassen der Stadt.
5. Auf eine verbindliche Schreibweise des Wortes "Kueseckel" konnte man sich bis heute nicht verständigen.

Die Narrenfigur

Am "Schmutzige Dunschtig" 1951 sprang unter dem Beifall der Zuschauer zum ersten Mal die neue Narrenfigur mit dem Donaueschinger Sonntagsnamen "Kueseckel" beim Umzug mit. Dieser Bruder des Hansels wurde von Malermeister Carl Stier geschaffen. Er könnte, so meinte der Schöpfer, das bunte Bild des Narrentreibens in der Stadt bereichern. Das Häs der Narrenfigur besteht aus einem blauen Fuhrmannshemd, einer gelben Zipfelmütze und einer bunt bemalten Leinenhose. Zur Maskierung trägt der "Kueseckel" eine rote Pappnase. Als Narrenattribut führt er eine Kuhgeißel, an der eine aufgeblasene Schweinsblase hängt, mit sich. Die Bemalung der Hose hat einen völlig anderen Charakter als die des Hansels. Die Hosenschenkel wurden mit Portraits altverdienter Donaueschinger Narren bemalt. Sie zeigen den langjährigen Narrenvater "Meder Toni" und den Narrendichter Wilhelm Habel, dem das Fasnetlied vom "Schellenbeck" zugeschrieben wird. Die neue Narrenhose sollte so zum Denkmal auch für weitere verdiente Narren in Folge werden. Die neue Narrenfigur benötigte natürlich noch den Segen des hohen, weisen Narrenrates. Die entscheidende Sitzung fand am 13. Oktober des Jahres 1951 statt. Der damalige Zunftmeister Josef Weis bekräftigte nochmals die dominante Gestalt des Hansels in der Donaueschinger Fasnet. Er und der Narrenrat lobten die neue Figur als Begleiter des Hansels, lehnten aber den vorgeschlagenen Namen "Kueseckel" strikt ab. Was nun? Es rauchten die Köpfe im Narrenrat: Namen tauchten auf wie "Latschi", "Schellenberger", "Jockl", "Donaumichel" usw. Kein Vorschlag war würdig, den Namen des Narren zu tragen. Da setzte Carl Honer 10 Mark für einen annehmbaren Vorschlag aus. "Zunftspetzl" sollte er heißen und der damalige Ehren-Zeremonienmeister Franz Enz steckt das Geld in seine Tasche. Scheinbar Friede, Freude, Eierkuchen - der "Kueseckel" wurde totgesagt und kam in die Kiste. Doch weit gefehlt! Die Narren konnten mit dem Namen "Zunftspetzl" überhaupt nichts anfangen und sagten deshalb weiterhin "Kueseckel".
Was bedeutet eigentlich dieses Wortgebilde? Im alemannischen Taschenwörterbuch für Baden von Hubert Baum ist folgendes zu lesen: "(Ver-)Kueseckeln = einem zum Narren haben". Folglich ist einer, der dies tut, ein verschmitzter, witziger Bürger, ein "Kueseckel". Und so ließen die Narren den Kueseckel beim Zunftball wieder aus der Kiste springen. Immer und immer wieder zeigte er sich bei den Umzügen im blauen Fuhrmannshemd mit schwingender "Suublotere" die Zuschauer zu necken und zu erfreuen. Und dann kam es noch dicker: Bei einem Zunftball zogen unzählige als Kueseckel verkleidete Hansel unter lautem Beifall von 700 begeisterten Besuchern in die Halle ein. Der anwesende Schöpfer der Narrengestalt war überwältigt und es gab Sekt in Strömen für die Hästräger. Allerdings trugen Sie ihre Hanselhose zum Blauhemd und statt der gelben eine weiße Mütze. Diese Abwandlungen haben sich bis heute gehalten. Die Kueseckelhose von Carl Stier ist und bleibt somit ein Unikat, und kann im Zunftmuseum der Narrenzunft Frohsinn im Sennhof als Dauerleihgabe der Familie Stier/Bächle bestaunt werden.
Mittlerweile sind die "Kueseckel" zu einer stattlichen Gruppe herangewachsen, und aus dem vielfältigen Bild der Donaueschinger Fasnet nicht mehr wegzudenken. 1982 gründete sich sogar eine Kueseckel-Musik. An den Fasnettagen ziehen Sie durch Gaststätten und Straßen um die Bürger und Narren der Stadt mit ihrem Spiel zu erfreuen. Der folgende Abschnitt wirft nun im einzelnen einen Blick auf die vergangenen 30 Jahre Kueseckel-Musik. 1

1982

2015

Die Kueseckel-Musik

Entstanden aus einer Fasnetlaune heraus am Fasnetzieschtig 1982. Nach dem Auftritt der Tanzkapelle Riverside der Stadtmusik Donaueschingen beim Kinderball der Narrenzunft Frohsinn in der Donauhalle musste die Zeit bis zur Fasnetbeendigung um 24 Uhr am Hanselbrunnen überbrückt werden. Man saß auf der Bühne in der Donauhalle und überlegte, was man tun könnte. Spontan wurde der Entschluss gefasst nach Hause zu gehn, das Kueseckel-Häs anzuziehen und mit Musik von Wirtshaus zu Wirtshaus zu ziehen. Kurzerhand wurde auf einem Schuhkartondeckel mit einem Filzstift der neue Name "Kueseckel-Musik" aufgeschrieben und mit einer Schnur um den Hals gehängt. Der Gründungsbesetzung gehörten an: Jürgen Kessler und Reinhold Laun am Saxophon, Hubert Wullich am Akkordeon, Markus Egger auf der Posaune, Dieter Schulz an der Tuba und Michael Schlatter mit der kleinen Trommel.
1983 verstärkte Sepp Burkhardt die Kueseckel-Musik im Saxophonregister. In den Folgejahren wechselte die Besetzung gelegentlich, u.a. spielten Ingo Küpper und Vincenzo Gendusa auf der Trompete und Oliver Helbich auf der Posaune bei der Kueseckel-Musik. Um das Schlagwerk innerhalb der Musik zu verstärken wurde Thomas Hauger an die große Trommel geholt. Es folgte Rolf Bürssner auf dem Tenorhorn. Ein gebrochener Fuß setzte den großen Trommler Thomas Hauger während einer Fasnet außer Gefecht, so dass Roland Armbruster einsprang. Es gefiel ihm so gut, dass er ab dem Folgejahr auf seinem Tenorhorn mitmusizierte. Sein Sohn Kai folgte ihm kurze Zeit später nach und wechselt je nach Bedarf zwischen der Trompete und dem Tenorhorn. Nach dem Ausstieg von Dieter Schulz rückte Johann Wintermantel als Tubist nach. Auch er brachte seinen Sohn Martin auf der Klarinette mit. Durch den Wegzug von Ingo Küpper musste die Trompete neu besetzt werden. Dies war Herbert Haberer. Als Johann Wintermantel gesundheitsbedingt pausieren musste, sprang Uli Weiß für ihn ein. Auch er hatte großen Spaß an der Musik und blieb uns als 2. Tubist neben Johann erhalten. Für uns unbegreifbar, wahrscheinlich aus einer Laune heraus, meinte unser Trompeter Herbert dann dauerhaft das Instrument wechseln zu müssen und entschied sich ausgerechnet für Tenorhorn. Somit musste abermals ein neuer Trompeter gefunden werden. Herbert begab sich auf die Suche nach seinem Nachfolger und wurde in Matthias Bauer fündig, der auch die Kueseckelhomepage aufbaute und seither betreut. Aufgrund umfangreicher musikalischer Projekte als Musiklehrer und Dirigent musste Kai die Kueseckeltrompete niederlegen. Kurz darauf schob auch Thomas Hauger sein "Kueseckeltrommelwägele" bis auf Weiteres in die Garage. Neuer Großer Trommler wurde daraufhin Steffen Rösch, dessen Vater ihm ein adäquates neues Trommelwägelchen konstuierte. Neben der musikalischen Funktion bietet das Fahrzeug auch immer Platz für einen Kasten Fürstenberg, um die Getränkeversorgung der Musiker sicherzustellen. Die zarten Bande der Liebe zogen unseren Tubisten Uli Weiß dann ins Frankenland. Kurze Zeit später reichte unser 1. Tubist Johann Wintermantel den Antrag auf Kueseckelrente bei uns ein, so dass wir auf die Suche nach einem neuen Tubisten gehen mussten. Aufgrund seiner Verdienste und tiefer Verbundenheit zur Kueseckelmusik wurde Johann zum 1. Ehrenkueseckel ernannt. Um die entstandene Lücke im Tubaregister zu schließen griff der Stadtmusikant Tobias Meyer, eigentlich auf der Posaune daheim, für uns kurzerhand zur Tuba. Am legendären "Kopfwehfritig" trafen wir dann auf Michael Böhm, Dirigent in Schönenbach, der spontan mit seiner Tuba bei uns mitspielte. Aus dem Fasnetmitspieler wurde nach 2 Jahren ein echter Kueseckel. Die komfortable Situation, gleich zwei Ausnahmetubisten zu haben, brachte die Kueseckelmusik in die sensationelle Lage, dass Tobias Meyer wieder auf die Posaune zurückwechseln konnte und damit - erstmals seit Oliver Helbich - das Posaunenregister neu belebt wurde.
Die Kueseckel-Musik verbindet somit die Musik und die Narretei, gehören doch viele der "Kueseckel" der Narrenzunft oder der Stadtmusik, oder auch beidem, an. Es sei aber erwähnt, dass die Kueseckel-Musik eine absolut freie Gruppe ist, die lediglich beiden Vereinen, der Narrenzunft als auch der Stadtmusik nahe steht. Es ist ein Novum bei der Kueseckel-Musik, dass alle Lieder auswendig und ohne elektrische Verstärkung gespielt werden. Das ca. dreistündige Repertoire umfasst altbekannte Gassenhauer, Schlager, Rock- und Popsongs sowie Musikstücke aus dem volkstümlichen Bereich. Neben den obligatorischen Auftritten während der Fasnetzeit ist die Kueseckel-Musik auch unter dem Jahr musikalisch, in der näheren und weiteren Umgebung, präsent. Anfragen bezüglich eines Auftritts können gerne per mail über unser Kontaktformular erfolgen (Kontakt).

Hier noch einige Impressionen aus 30 Jahren Kueseckel-Musik:


( 1 Quelle: Privatarchiv Rudi Schlatter)